Sonntag, 31. Mai 2009

4 monate rum

Hallo,

vier Monate ist es nun schon wieder her, seit dem ich in Australien gelandet bin. Man glaubt es kaum. Mittlerweile zaehlen wir die Tage, um Rockeby endlich verlassen zu koennen. Man kann sich einfach nicht an diese Umgebung und die Menschen gewoehnen.

Letzte Woche hatten wir Krackernight. Eine Art Sylvester im Mai, da es sich hier natuerlich nicht anbietet zum Jahreswechsel im Hochsommer Raketen und Boeller abzuschiessen. Jedenfalls haben unsere etwas jugendlichen Nachbarn den ganzen So. Nachmittag damit verbracht Holz mit der Motorsaege zu saegen, was dann im Anschluss auf ihrem ca. 200qm grossen Grundstueck verbrannt wurde. Die Flammen schlugen ca. 3-4 m in die Hoehe und anscheinend war es so heiss, dass einer der Typen sein kaputtes Auto mit dem Gartenschlauch abspritzen musste, damit der Lack auf der karosse bleibt, denn wegfahren ging ja nicht. Puenktlich um 23.00 Uhr (wir hatten gerade das Licht ausgemacht) wurden dann noch aussergewoehnlich grosse Feuerwerkskoerper ins "Lagerfeuer" geworfen, was von der Geraeuschkulisse wohl einem Bombeneinschlag sehr nahe kam.

Selbstverstaendlich werden wir das Angebot von unseren Hausbesitzern nicht annehmen und nach ihrer Ankunft das Haus mit ihnen teilen. Wir haben uns vor ca. einer Woche auf die Suche gemacht, um eine neue Bleibe zu finden. So wie es jetzt aussieht, haben wir die Zusage fuer eine kleine 2 Raumwohnung (incl. meines geliebten Meerblicks) fuer nur 200 Dollar/ Woche erhalten. Ab Juli werden wir dann dort einziehen. Der Preis ist sehr gut und wir brauchen auch kein Auto mehr, da jetzt alles gut zu fuss erreichbar ist.

Ansonsten arbeite ich nach wie vor als Schwimmlehrer, was mir immer noch sehr viel Spass macht. Leider sind es im Augenblick relativ wenig Stunden, aber meine Chefin scheint sehr zufrieden mit mir zu sein (hat sie mir auf ihrer Geburtstagsparty letzte Woche leicht angeheitert noch mal bestaetigt) und gibt alles, um mich so oft wie moeglich einzusetzen. Ab morgen beginnen hier die Winterferien (2 Wochen), was bedeutet, dass keine Klassen ins Fitnessstudio kommen und auch das Nachmittagstraining nicht stattfinden wird. Als Ausgleich gebe ich morgens Einzelunterricht und Nachmittags bin ich in eine Art Ferienhort mit Konzentration auf Sport eingebunden. So komm ich wenigsten auf ein paar Stunden.

Mittlerweile ist neben dem ersten Schweinegrippefall auch die Weltwirtschaftskrise in Tasmanien angekommen. Anstatt 5-6 Seiten Stellenanzeigen in der Samstagsausgabe des Mercury gibts nun nur noch 2. Schicke mittlerweile meine Bewerbungen und Jobanfragen nach Melbourne und werd wohl darueber nachdenken muessen, ob ich nicht frueher oder spaeter doch dort meine Zelte aufschlage. Es gibt einfach, abgesehen davon, dass Australien gerade in einer Depression steckt, zu wenige berufliche Moeglichkeiten fuer mich in Hobart und Umgebung.

So jetzt seit ihr erstmal wieder im Bilde, was bei mir in der letzten Zeit passiert ist.

VG nach Deutschland

Marcus

Samstag, 2. Mai 2009

von Nachbarschaft, klirrender Kaelte und kleinen Nervzwergen

Wieder sind 2 Wochen rum und wieder gibt es einiges Neues zu berichten.

Kommen wir zur Nachbarschaft: ca. vor einer Woche wurden wir durch sehr laute und unerwartete Geraeusche in unserem Feierabend gestoert. Erst dachte ich, dass da jemand sein Garagentor staendig zuschmeisst. Nachdem ca. 30min vergangen waren, hoerten wir erneut diesen Krach und ich ging raus um mich zu vergewissern, wo er herkam. Am Ende hoerte es sich so an, als ob jemand groessere Steine auf unser Dach wirft. Sehen konnten wir leider nichts, da es schon dunkel war. Am naechsten Tag wurden wir dann ueber die Vorkommnisse aufgeklaert. An unserer Hauswand und den Fenstern klebte eine etwas braeunliche Fluessigkeit, die gluecklicherweise nicht zu riechen schien. Direkt darunter lagen kleine Farbbeutel und ein paar halbe Kartoffeln. Wir konnten eindeutig feststellen, dass das nur aus einer Richtung herkommen konnte. Von unseren AC/DC Fans. Bis jetzt ist gluecklicher weise nichts mehr vorgefallen, aber etwas stutzig hat mich das Ganze schon gemacht.
Bevor wir gestern zu einem kleinen Wochenendausflug aufbrechen wollten, haben wir unseren anderen Nachbarn davon berichtet, um eine paar Infos zu erhalten, wir man sich am besten verhalten sollte. Er meinte nur, dass dort ein etwas gestoerter Junge wohnt, der vor einiger Zeit vom Vorbesitzer nseres Hauses die Fensterscheiben ueingeschossen haben sollte. Von daher sollten wir froh sein, dass es nur Farbe war. Also halten wir lieber den Mund und verhalten uns unauffaellig, denn die Polizei wuerde vermutlich den Weg hierher eh nicht finden wollen.
Ansonsten hab ich in der letzten Woche einen ersten Eindruck erhalten, wie angenehm frisch es doch in "under down under" werden kann. Wir hatten herrliches Wetter und 2 grad plus am morgen (was ebenfalls so unnormal fuer Tasmanien ist, wie der etwas zu frueh geratene Sommanfang in Deutschland), was mich nach dem letzten Heimatbesuch ja eigentlich nicht grossartig stoeren sollte. Allerdings hat man den Tasmanieren bisher noch nichts davon erzaehlt, dass der Rest der Welt Zentralheizungen in seine Haeuser einbaut. Nun sitzen wir hier mit Jacke vor unserem Kamin, schalten zusaetzlich noch die Elektroheizkoerper an und freuen uns auf's Bett, denn gegen Kaelte hat der Australier ein so genanntes Electric Blanket (Waermedecke) mit drei unterschiedlichen Heizstufen erfunden. Ich persoenlich bezeichne es als die Weiterentwicklung unseres Waermekissens. Man sollte aber nicht vergessen es auszuschalten, bevor man einschlaeft, denn dann gibt Brandblasen am Ruecken. Zumindest fuehlt es sich so an.
Seit Freitag bin ich uebrigens mit meinem ersten Durchgang als Schwimmlehrer fuer Schulklassen durch, was irgendwie ganz gut zu der in Deutschland aktuell gefuehrten Diskussion ueber schlechte Lehrerausbildung, hinsichtlich Durchsetzungsfaehigkeit gegenueber boesen Schuelern, gepasst hat.
Sagen wir mal, dass ich alles ganz gut ueberstanden hab und jeder Schueler meiner Gruppe noch lebt. Die ganzen zwei Wochen ueber hatte ich fuer jeweils 45min, 3 Gruppen unterschiedlichen Alters zu betreuen. Jeden Tag gings um 11.15 Uhr los und endete um 14.30. Der erste Tag begann mit einer Reihe kleiner Faehigkeitstests, um die Schueler ihrem Niveau entsprechend in die richtigen Gruppen einzuteilen. Ansonsten war ab dem zweiten Tag nur noch Training und Unterricht angesagt. Die letzte Einheit beinhaltete dann ein paar kleine Schwimm- und Rettungstests. Alle meine Schueler haben ihrer Ziele erreicht und ich musste sogar kleine Zertifikate ausstellen. War ein kleiner Ausflug ins Lehrerdasein. Hat echt Spass gemacht. Aber eigentlich gings nach der ersten Woche nur noch um eine Frage "Was mach ich bzw. wo arbeite ich nach den zwei Wochen?". Wir haben versucht (ich und meine Chefin) bei allen umliegenden Schwimmschulen anzufragen. Leider ohne grossen Erfolg und dann kam letzten Freitag doch noch die Info durch, dass jemand krank geworden ist und ich die naechste Woche einspringen muss. Diesmal aber nicht erst um 11.15 Uhr, sondern schon um 9.00 Uhr. Ausserdem moechte mich meine Abteilungsleiterin als Assistenztrainer fuer die fortgeschrittenen Schwimmschueler ( so genannte Squats) am Nachmittag zukuenftig einsetzen, was ja schon ein kleiner Vertrauensbeweis ist, zumal alle anderen Trainer aus dem Schwimmsport stammen. Weiterhin hab ich dann noch die Info erhalten, dass ich den Winterferien, die hier im Juni beginnen, fuer 2 Wochen so eine Art Aktivferiencamp mit betreuen soll, was mich selbstverstaendlich auch sehr gefreut hat.
Morgen gehts dann nun wieder von vorn los. Freu mich schon wieder sehr drauf. Trotzdem gilt es sich weiter umzuhoeren und umzuschauen, was es noch an anderen Moeglichkeiten gibt fuer mich. Moechte diese Woche auf jeden Fall noch zur Uni und mich dort im Studentensport vorstellen. Ein Institut fuer Sportlehrerausbildung solls auch geben. Hab mir bis jetzt erstmal eine Frist bis Ende Juli gesetzt. Sollte ich bis dahin nicht viel weitergekommen sein, dann werd ich wohl doch noch nach Melbourne gehen muessen. Schliesslich gilt diese Stadt als Welthauptstadt des Sports.

eine starke woche an alle meine leser

cheers

marcus